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Freitag, 06 Mai 2016 18:16

Deutscher Meister: Interview mit Markus Fischer (Sportwart SC 147 Essen)

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„Endlich!“, sagen wohl viele Experten, hat der SC 147 Essen die Bundesliga gewonnen. Dem Erfolg wollen wir auf den Grund gehen.

Herzlichen Glückwunsch Markus und vor allem an die Beteiligten.

Frage 1:

Wie froh seid ihr endlich den Titel zu haben?

Wir sind überaus glücklich!

Gerade nach der Erfahrung im letzten Jahr, als wir am letzten Spieltag den Kollegen aus Hannover in unserem eigenen Club zum Meistertitel gratulieren mussten, ist so ein Erfolg umso schöner. Wir haben uns damals gesagt: Das passiert uns nicht nochmal, den Titel holen wir nach Essen! Dass es dann dieses Jahr geklappt hat, dazu noch ohne Niederlage in der gesamten Saison, ja, darauf sind wir echt mächtig stolz

Frage 2:

Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Wenn wir das wüssten, würden wir die nächsten Jahre immer den Titel holen! Ich glaube, bei unserer Truppe jetzt ist es der Team-Spirit – die kennen sich alle fast schon aus der Jugend und spielen seit Jahren zusammen. Natürlich schweißt auch so eine Enttäuschung wie 2015 zusammen. Bis auf Jan Eisenstein kommen alle aus Essen und haben bei uns das Snookerspielen gelernt, auch das ist positiv, wenn es irgendwann ernst wird. Dass die alle Snooker spielen können, versteht sich von selbst – toll war aber zu sehen, mit welchem Ernst und mit welcher Motivation die alle in den letzten Wochen am Trainingstisch standen, da haben alle nochmal Extraschichten eingelegt, das war schon super.

Frage 3:

Erzähl doch einmal etwas über den Verein?

Nun ja, unser Verein ist in erster Linie meine Frau, die Silja Fischer, seit letztem Jahr hat sie das Amt der ersten Vorsitzenden von unserem Vereinsgründer und Ehrenpräsidenten Jakob Stacha übernommen. Wir legen viel Wert auf Atmosphäre und auf einen familiären Umgang im Club, bei Meisterschaftsspielen und bei GST-Turnieren packen echt viele mit an. Aber natürlich steht auch der Leistungsaspekt bei uns im Fokus, da haben wir uns ganz breit aufgestellt im Vorstand, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Wir sind alleine 4 Sportwarte, dazu Mannschafts- und Jugendtrainer, Pressewart und online-Chef, bald hat jedes Mitglied auch einen Vorstandsposten (lacht). Ansonsten sind wir um die 40 Mitglieder, betreiben ein eigenes Clubheim, zu dem jedes Mitglied einen Schlüssel erhält und rund um die Uhr Snooker spielen kann, wir richten GST-Turniere aus, treiben uns auf Messen herum, um Snooker populär zu machen - wir sind schon sehr rege, was das Vereinsleben angeht. Leistungsmäßig haben wir drei Mannschaften in dieser Saison am Start, eine ist jetzt Deutscher Meister, die Zweite spielt die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga mit und die Dritte will auch noch aufsteigen. Läuft also bei uns…

Generell ist es in Essen oder im Ruhrgebiet aber auch eher ungewöhnlich im Vergleich zum Rest der Republik, hier gibt es relativ viele Snookerspieler und Vereine: allein in Essen gibt es drei Snookerclubs, dann direkt nebenan in Dortmund, in Oberhausen, Moers, Hagen, bis nach Bielefeld, oder Köln – man kennt sich und man schätzt sich, da gibt es viele freundschaftliche Beziehungen, auch zu eurer Academy in Oberhausen oder zum ortsansässigen Club. Ruhrpott halt, wir halten hier alle zusammen.

Frage 4:

Wie sieht die Planung der Zukunft aus?

Wie fast jeder Snookerclub suchen wir ständig neue Mitglieder, gerne auch Leute, die jünger sind als 40 (lacht schon wieder)! Baulich haben wir gerade erst von vier auf sechs Tische erweitert, d.h. bei Umbaumaßnahmen werden wir uns jetzt erstmal zurückhalten – sportlich gucken wir, dass wir unsere Mannschaften auf Sicht nach vorne bringen, erstmal natürlich sportlich, ob sich das nachher auch in Platzierungen niederschlägt, werden wir dann sehen. Wir haben einige junge Talente, die auf Sicht mit Sicherheit Bundesligaformat entwickeln können, da haben wir noch einiges an Trainingsarbeit vor uns. Dazu kommen Kaderlehrgänge, GST-Turniere, hoffentlich wieder die Ruhr-Open im Herbst 2016 – langweilig wird uns bestimmt nicht.

Frage 5:

Bleibt die Mannschaft zusammen und/oder verstärkt ihr euch?

Auch da sondieren wir, haben aber keinen akuten Handlungsbedarf, schließlich lief das jetzt nicht so schlecht im letzten Jahr – die Frage ist natürlich, ob Lukas Kleckers die Qualifikation für die Maintour schafft, da drücken wir ihm natürlich alle im Club die Daumen. Das wäre super für ihn, für uns würde das natürlich neue Herausforderungen bei der Kaderplanung bedeuten. Aber das Problem hätten wir natürlich sehr gerne, gar keine Frage!

Frage 6:

Was braucht aus Deiner Sicht der Snookersport in Deutschland?

Mindestens drei Dinge: einen deutschen Profi im Fernsehen, professionelle Strukturen im Verband und mehr Spieler. Lass mich die letzten beiden Dinge näher erläutern: in NRW Sind wir immer noch mit drei Verbänden unterwegs, da versteht kein Mensch, wer wann wieso auf- oder absteigt, oder wer sich wofür qualifiziert hat. Das hat seine Begründung in den alten Pool- oder Karambolage-Strukturen, bringt uns im Snooker aber nicht voran. Dazu brauchen wir eine Anlaufstation, am besten im Netz, wo wirklich alles gebündelt und abrufbar ist – aktuell haben wir mindestens drei „offizielle“ Snookerwebsites, dazu sind die ganzen Clubs als Einzelkämpfer online. Meine Vision wäre da ein Portal, auf dem man sonntags live die Bundesliga streamen kann, vielleicht sogar mit Liveticker für alle Ligaspiele. Dazu wäre die GST-Serie da natürlich integriert, dazu die Grand Prix, Landesmeisterschaften, Deutsche Meisterschaften, EM und WM - alles aus einer Hand. Wir haben da noch viel zu viele Einzelinteressen: wenn sich jemand echt mal für Snooker unterhalb der Profis interessiert, schicken wir ihn dann im Netz von Pontius zu Pilatus, das können wir - glaube ich fest – viel besser. Ja, und drittens brauchen wir mehr Spieler, mehr Spieler und mehr Spieler! In manchen Bundesländern spielen zwei Vereine mit 6 Mannschaften den Oberligameister aus, das trägt natürlich auf Dauer nicht. Wir müssen die Leute begeistern, Snooker zu spielen! Tausende Leute spielen in Kneipen und Billard-Centern Pool, da haben wir ein Riesenpotenzial in Deutschland, aber kaum jemand spielt Snooker – so ein wenig sind wir da aber auch selbst dran schuld, weil wir immer wieder betonen, wie schwer unser Sport sei, wie wenig vergleichbar mit Pool – ist doch Blödsinn! Damit schrecken wir doch nur Leute ab! Je eher man anfängt, und je weniger Respekt man hat, desto besser und einfacher wird das. Vielleicht müssen wir da auch ein wenig runter vom hohen Ross der „Königsdisziplin Snooker“…

Frage 7:

Mit welchen Problemen kämpft ein Bundesligist und Snookerverein?

Das ist einfach: wir brauchen mehr Geld, mehr Aufmerksamkeit und mehr Spieler. Das bedingt sich natürlich alles gegenseitig: eine Bundesligasaison kostet richtig Geld, Verbandsgebühren, Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Material, Trainer, etc. Dazu kommt eine Medienlandschaft, die nicht unbedingt auf uns wartet, bedeutet, neben dem Fußball in die lokalen Medien zu kommen, ist schon schwer genug, überregional hast du da fast keine Chance. Deshalb nimmt uns kaum jemand außerhalb der SnookerCommunity wahr, deshalb kommen weniger junge Spieler zu uns, deshalb haben wir weniger Sponsoren, etc. Das alles lässt sich nur auffangen durch das Engagement der Vereinsmitglieder, also gerade der Leute, die dann eben nicht mit auf dem Meisterfoto zu sehen sind. Das sind die wahren Stützen im deutschen Snooker!

Frage 8:

Was motiviert Dich zu Deiner Arbeit?

Nun, zuerst mal mein Vertrag, ich habe da sehr gute Konditionen ausgehandelt, ohne Ausstiegsklausel, aber mit erfolgsorientierter Vergütung, da winkt jetzt nach dem Meistertitel eine fette Erfolgsprämie (lacht). Dann motiviert mich meine Gattin, die macht mir schon Beine, wenn ich mal faul auf dem Sofa liegen möchte, um Snooker zu gucken, statt irgendwas im oder für den Club zu machen (lacht zum vierten Mal).

Und mich motiviert der Sport selbst, mich motovieren unsere Mitglieder, die Kinder und Jugendlichen, die Energie, die man auch manchmal zurück bekommt - mich motiviert aber ernsthaft auch und vor allem der Erfolg: Mannschaftsmeister zu werden, mit jungen Leuten aus dem eigenen Club, ohne Zukäufe, ganz aus eigener Kraft – das könnte ich echt öfter haben!

 

Vielen Dank für das Interview und die Webseite des SC 147 Essen findet ihr hier...

Das Interview führte Thomas Hein.

 

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Thomas Hein

Bis bald euer Thomas Hein

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