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Sonntag, 02 Mai 2010 11:03

John Higgins in Wettskandal verwickelt?

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Mitten während der Weltmeisterschaft erschüttert ein handfester Wettskandal die Snookerwelt in ihren Grundfesten:
„News of the World“, eine britische Tochterzeitung der „sun“, geben in ihrer heutigen Titelstory an, dass sie John Higgins dabei aufgenommen hätten, wie er zustimmt, sich für das absichtliche Verlieren mehrerer Frames bezahlen zu lassen:

Die Reporter des Blattes hatten nach eigenen Angaben schon einige Treffen mit Patrick Mooney, John’s Manager, gehabt, um die Verhandlungen vorzubereiten.

Das abschließende Treffen, das mit versteckter Kamera gefilmt wurde, fand in Kiev in einem Hotel statt. Anwesend waren John Higgins, Patrick Mooney und zwei Reporter der „News of the World“, die sich als Strohmänner eines Wettsyndikates ausgaben.

Das Video, das auf der Webseite von „News of the World“ verlinkt ist, zeigt John Higgins, Patrick Mooney und den Reporter im Gespräch im Hotel:

Zu Beginn besteht Mooney darauf, dass das Gespräch geheim bleiben soll, John fragt, ob irgendwo versteckte Kameras sind? (Anmerkung: Es gab bereits einmal einen ähnlichen Skandal, bei dem ein Spieler namens Quinten Hann auch auf ein fingiertes Angebot zur Match - Schiebung durch einen getarnten Reporter einging, deswegen die eigentlich ironisch gemeinte Frage von John). John erzählt dem Reporter, dass es nicht schwierig ist, Frames mit Absicht zu verlieren, man müsste noch nicht einmal einen Ball mit Absicht verpassen. (Anmerkung: Es ist vorstellbar, z.B. eine Safety beabsichtigt schwach zu spielen). Der Reporter wendet ein, dass man einmal daneben treffen kann, aber dass es doch verdächtig aussähe, wenn man plötzlich oft nicht mehr trifft. John beschwichtigt ihn: Auch das sei möglich. Der Reporter beendet diese Diskussion mit dem Satz, dass das John’s Seite des Deals sei, er müsse sehen, wie er die Frames verliert.

In der nächsten Passage des Videos stellt Mooney fest, dass diese Abmachung ausschließlich für die World Series of Snooker gilt.

Dann wendet sich das Gespräch der finanziellen Seite zu und was dann kommt, ist nicht nur erschütternd für den Snookersport, sondern auch rechtlich relevant: John und Mooney überlegen sich, wie sie die Einnahmen von 300.000 Euro erklären können. Diese Summe soll John dafür bekommen, dass er vier Frames in vier Spielen der WSS verliert. Mooney schlägt vor, dass man die ganze Geschichte als Werbe - Vertrag tarnen könnte. John würde dann ein offizielles Logo der Wettfirma auf der Weste tragen. Der Reporter verneint dies, das sei nicht möglich, denn das Geld würde offiziell nicht existieren und man würde es nicht in den Büchern stehen haben wollen. Man wolle keine Steuern zahlen und das Geld bar zu zahlen sei einfacher. John fängt laut an, nachzudenken „wie kann ich dann die Einnahmen von 200.000 oder 300.000 Euro rechtfertigen? Ach ich habe doch ein Anwesen in Spanien. Da könnte man doch ein kleines Ferienhaus verkaufen für das Geld, das würde es rechtfertigen?“

Nächster Abschnitt: Der Reporter fragt deutlich nach: „Also: Vier Frames, einen pro WSS Turnier, okay?“ John Higgins nickt deutlich. Anschließend wird verabredet, dass John Higgins bzw. Mooney dem Wettsyndikat bescheid sagen wird, welchen Frame genau er verlieren wird, damit die Wetten rechtzeitig gesetzt werden können. Danach gibt es einen abschließenden Händedruck als Bekräftigung des Geschäftes und die vier Männer trinken einen Schnaps.

Quelle: News of the World

Zur Glaubwürdigkeit des Videos: Das Video besteht aus einzelnen, zusammen geschnittenen Passagen, was viel Raum für Manipulation lässt. Der Text des Reporters ist verfremdet und nachgesprochen, auch hier ist dadurch die Glaubwürdigkeit des Videos zumindest als fragwürdig zu betrachten. Was unzweifelhaft ist: Auf diesem Video sind John Higgins und Patrick Mooney im Gespräch mit zwei weiteren Männern deutlich zu erkennen.

Patrick Mooney, der im gerade gewählten neuen Vorstand der WPBSA sitzt, erklärt laut den Gesprächsauszügen weiter, dass John lieber gegen einen besseren Spieler verlieren sollte (nennt dann Namen von Spielern, die nicht mit abgedruckt wurden), da dies glaubwürdiger sei. Man solle sich im Übrigen keine Sorgen um die Glaubwürdigkeit machen, John sei schließlich einer der geachtetsten Spieler im Snooker.

Der Artikel enthält noch viele weitere Auszüge aus den Vorgesprächen zwischen Patrick Mooney und den getarnten Reportern, aber das Wichtigste ist dies: Der Reporter bot, getarnt als Strohmann für ein Wettsyndikat, John Higgins 300.000 Euro an, wenn er absichtlich vier Frames auf der World Series of Snooker verliert. Ein Frame pro Tournier. Und sowohl John, als auch Patrick Mooney stimmen diesem vorgehen scheinbar zu.

Obwohl die Thematik nicht neu ist, gab es doch letztes Jahr schon einen Skandal um ein Match zwischen Jamie Burnett und Stephen Maguire, kann sich dieser Skandal als um längen verheerender erweisen: DER Top Spieler im Snookercirkus ist involviert, genauso, wie ein Mitglied des Vorstandes des Snooker Spitzenverbandes WPBSA

Der Zeitpunkt dieses Skandals könnte nicht unpassender sein:

Barry Hearn versucht gerade, Snooker neu zu etablieren, Sponsoren zu aktivieren und den Sport in den Augen der Zuschauer wieder attraktiver zu machen. Doch sollten sich diese Vorwürfe als richtig erweisen, erleiden Hearn’s Bemühungen einen herben Dämpfer: Die Glaubwürdigkeit des Snookersportes an sich würde einen nicht wieder gut zu machenden Schaden nehmen. Sponsoren würden sich sicherlich dreimal überlegen, ob sie in diesen Sport investieren wollen und die Zuschauer müssten sich ab jetzt bei jedem verschossenen Ball fragen, ob es wirklich ein Versehen war.

Von John Higgins liegt bisher kein offizielles Statement vor. Patrick Mooney gibt an, dass man erst die Umstände kennen müsse, in denen er und John in dem Hotel waren, bevor man ein Urteil abgeben könnte. Er deutet an, dass beide Angst um  ihre Sicherheit gehabt hätten. Eine weitere Webseite bringt das Wort „Russenmafia“ ins Spiel.

Inzwischen hat Barry Hearn eine schnelle Entscheidung in der Affäre angekündigt und mitteilen lassen, dass er nach Sichtung des Videos und der Schriftnotizen keinen Grund sieht, warum er John Higgins nicht suspendieren sollte. Er ist geschockt und kündigte auch an, seine Rolle als Vorstizender der WPBSA überdenken zu wollen. Es wird auf jeden Fall eine umfassende, schnelle Emrittlung in der Angelegenheit geben.

Warten wir ab, wie sich das ganze entwickelt, wir halten unsere Leser auf dem Laufenden.

Links zum Thema:

 

 

 

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Thomas Hein

Bis bald euer Thomas Hein

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